Das eigentliche Problem sitzt tiefer: in der Art, wie wir zusammenarbeiten
Viele Organisationen erleben das täglich. Die Werkzeuge werden besser. Aber die Zusammenarbeit bleibt gleich. Und genau deshalb bleibt auch die Wirkung aus. Je mehr die Technologie sich weiter entwickelt, desto weniger wichtig wird es sie bis ins letzte Detail zu beherrschen. Dann geht es wieder um Vertrauen, Verantwortung – und letztlich um Kultur.
In vielen Organisationen ist die Zusammenarbeit entlang der Aufbauorganisation in Abteilungen verankert. Jede Einheit hat ihre eigene Sicht auf die Welt, eigene Systeme, eigene KPIs. Es herrscht lokale Optimierung, aber kaum übergreifende Perspektive.
Diese Silostruktur ist nicht neu – sie hat Organisationen jahrzehntelang erfolgreich gemacht. Aber in einer datengetriebenen Welt ist sie ein massives Hindernis. Warum? Weil Daten sich nicht an Abteilungsgrenzen halten. Wert entsteht nicht im Datentopf der Abteilung, sondern im Zusammenspiel: zwischen Vertrieb und Marketing, zwischen Betrieb und Entwicklung, zwischen Controlling und Produktmanagement.
Wer Daten zum Fliegen bringen will, kommt nicht daran vorbei auch Zusammenarbeit neu zu denken.
Datenkultur ist kein Soft Skill
Viel wird über Datenkultur gesprochen. Oft bleibt das abstrakt. Stellen Sie sich vor, Sie arbeiten in einer Pizzeria-Kette. In der Backstube, im Service oder als Kurier. Jede Filiale ist aufgefordert, Daten zu erfassen, um den Betrieb zu verbessern. Was würden Sie sammeln?
Der/die Bäcker:in misst vielleicht die Backzeiten, der Service die Kundenzufriedenheit, der/die Kurier:in die Lieferdauer. Alles sinnvolle Datenpunkte. Doch was passiert, wenn die Unternehmensleitung wissen will:
"Wie viele Pizzen haben wir letzten Samstag verkauft?"
"Wie viele Pizzen haben wir letzten Samstag verkauft?"
Plötzlich merken wir: Die Daten, die jede:r lokal gesammelt hat, helfen kaum weiter. Es fehlt ein gemeinsames Ziel, ein gemeinsamer Blick auf das Ganze.
Genau das passiert in Unternehmen jeden Tag.
Was eine erfolgreiche Datenkultur wirklich ausmacht, ist ein gemeinsames Verständnis davon, wie wir mit Daten umgehen wollen. Wer Verantwortung übernimmt. Welche Regeln gelten. Wie Entscheidungen getroffen werden.
Datenkultur zeigt sich nicht in Leitbildern, sondern in Meetings, in Konflikten, in Abstimmungen. Dort, wo unterschiedliche Perspektiven aufeinandertreffen. Und genau deshalb ist Datenkultur so unbequem: Sie erfordert, Silos infrage zu stellen. Verantwortung neu zu verhandeln. Kontrolle abzugeben.
Das erfordert Mut. Und genau dieser Mut fehlt oft.
Jede erfolgreiche Revolution begann im Kleinen Kreis
Viele Organisationen schrecken davor zurück, ihre Aufbauorganisation anzupassen. Zu groß scheint das Risiko. Zu stabil die bestehenden Strukturen. Zu viel Politik.
Das ist verständlich. Aber es bedeutet nicht, dass alles beim Alten bleiben muss.
Veränderung kann im Kleinen beginnen. Dort, wo Teams gemeinsam an echten Herausforderungen arbeiten. Wo sie erleben, was es heißt, Verantwortung zu teilen. Wo neue Formen der Zusammenarbeit nicht verordnet, sondern erprobt werden.
Genau das leisten sogenannte Execution Sprints. Sie schaffen Erfahrungsräume, in denen neue Denk- und Handlungsmuster entstehen können. Ohne Umbau. Ohne Re-Org. Dafür mit Wirkung.
Datenprodukte: Ein kulturelles Bekenntnis
Es reicht nicht, über neue Tools oder Self-Service nachzudenken. Wir müssen entlang von Prozessen arbeiten – mit klaren Verantwortlichkeiten. Nicht nach einer großen Reorganisation irgendwann in der Zukunft, sondern heute. Das funktioniert: Mit Datenprodukten.
Datenprodukte sind kein neues IT-Buzzword, sondern das Vehikel, um Verantwortung entlang von Prozessen greifbar zu machen. Sie sind nicht einfach ein weiteres Konzept – sie sind der Schlüssel, um den gordischen Knoten aus Silos, unklarer Verantwortung und fehlender Anschlussfähigkeit zu lösen.
Ein gutes Datenprodukt ist:
- relevant für eine reale Fragestellung,
- sauber dokumentiert,
- in der Praxis genutzt,
- nachhaltig betreut.
Aber vor allem: Es zwingt uns, die Frage nach Verantwortung konkret zu stellen.
Wer ein Datenprodukt gestaltet, kann sich nicht mehr hinter Systemen oder Tools verstecken. Es braucht Abstimmungen zwischen Fachbereich und IT, zwischen Domain Owner und Data Steward, zwischen Stakeholdern und Nutzer:innen. Ein Datenprodukt existiert nur, wenn es genutzt wird – und wenn es jemand gibt, der sich darum kümmert.
Genau hier beginnt moderne Governance: nicht als Kontrolle, sondern als Rahmen für klare Zuständigkeiten, Transparenz und Zusammenarbeit.
Mit anderen Worten: Datenprodukte sind kein technisches Artefakt. Sie sind ein kulturelles Bekenntnis.
Die neue Rolle der Führung
Führung in datengetriebenen Organisationen bedeutet nicht mehr, Zahlen zu kontrollieren oder Aktivitäten zu überwachen. Es bedeutet, Orientierung zu geben, Verantwortung zu teilen und Räume zu schaffen, in denen Menschen sich über ihre gewohnten Grenzen hinweg verständigen und gemeinsam handeln können.
Das erfordert eine neue Haltung: weg von der Steuerung im Detail – hin zur Gestaltung von Rahmenbedingungen. Wer Datenkultur ermöglichen will, muss Spannungsfelder aushalten: zwischen zentralem Anspruch und dezentraler Umsetzung, zwischen Geschwindigkeit und Sorgfalt, zwischen operativer Realität und strategischem Anspruch.
Dazu gehört auch, Unsicherheit zuzulassen. Denn echte Veränderung beginnt oft im Ungefähren – dort, wo es noch keine sicheren Antworten gibt, aber ein gemeinsames Zielbild entsteht.
Führungskräfte sind dabei nicht allein Moderator:innen. Sie sind Möglichmacher:innen. Sie setzen Impulse, schaffen Vertrauen, geben Rückhalt – und leben die Kultur, die sie fördern wollen, selbst vor.
Denn Datenkultur entsteht nicht dort, wo man sie fordert. Sondern dort, wo man sie vorlebt.
Wir können heute anfangen...
Die gute Nachricht: Es gibt keinen Grund, auf etwas zu warten. Organisationen können jederzeit anfangen, Datenkultur erlebbar zu machen.
Zum Beispiel mit einem ersten Execution Sprint. Oder mit einem klar beschriebenen Datenprodukt. Oder einfach mit einer neuen Haltung in der nächsten abteilungsübergreifenden Abstimmung.
Denn Veränderung beginnt nicht im Code – sondern im Gespräch. Nicht im Tool – sondern im Verhalten.
Wenn Sie Datenkultur wirklich verankern wollen, braucht es nicht zuerst eine komplexe Strategie oder ein großes Budget. Es braucht Erlebnisse. Und genau dabei unterstützen wir Sie gerne.